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"Stuhlinkontinenz frühzeitig und umfassend untersuchen"

Weltinkontinenztag: Inkontinenz ist ein schambehaftetes Thema, über das niemand gerne spricht. Derweil ist die Zahl der Betroffenen hoch ...

Prof. Jurowich, ist Stuhlinkontinenz in Deutschland weit verbreitet?

Man geht heute davon aus, dass bis zu 5 % der Bevölkerung an einer Form der Stuhlinkontinenz unterschiedlicher Schwere leidet. Für Deutschland bedeutet dies bis zu fünf Millionen Betroffene, wobei die Dunkelziffer wohl deutlich höher ist. Außer Frage ist, dass mit zunehmendem Alter die Häufigkeit deutlich zunimmt.

Was sind typische Ursachen einer Darmschwäche?

Die Kontinenzleistung des Erwachsenen für Stuhl ist nicht nur durch einen intakten Schließmuskel bedingt. Demzufolge können verschiedene Faktoren zu einer Stuhlinkontinenz führen, zum Beispiel sensorische Ursachen, beispielsweise der Verlust analer Empfindung als Folge einer Operation, muskuläre Ursachen, zum Beispiel durch eine Beckenbodenschwäche oder neurogene Ursachen durch Nervenschädigungen. Auch eine veränderte bzw. gestörte Reservoirfunktion des Enddarms oder anatomische Veränderungen können Ursache einer Stuhlinkontinenz sein. Zudem sind Mischformen häufig.

Viele Betroffene schämen sich und suchen deshalb keinen ärztlichen Rat.  Ist es sinnvoll, zunächst abzuwarten, in der Hoffnung, dass sich die Beschwerden von alleine bessern?

Nein. Immer dann, wenn eine Stuhlinkontinenz neu auftritt, sollte diese frühzeitig und umfassend untersucht werden, um mögliche Ursachen rechtzeitig zu erkennen und ggf. therapieren zu können. Häufig beginnt die Stuhlinkontinenz auch schleichend und besteht zunächst für Luft und Flüssigkeiten und erst im späteren Verlauf für festen Stuhl. Auch in solchen Fällen ist es wichtig, möglichst frühzeitig die Ursachen abzuklären.

Wohin sollten sich Betroffene mit ihren Beschwerden wenden?

Bei Auftreten einer Stuhlinkontinenz sollte immer eine umfassende proktologische Untersuchung durch einen entsprechend erfahrenen Proktologen durchgeführt werden. Darüber hinaus ist entscheidend, dass sämtliche moderne proktologische Untersuchungsverfahren entsprechend der Notwendigkeit verfügbar sind.

Welche operativen Möglichkeiten gibt es?

Da die Ursachen häufig vielfältig sind und Mischformen existieren, gibt es keine generelle operative Therapie. Neben konservativen Methoden wie Beckenbodengymnastik, Stuhlregulation oder Biofeedbacktraining stehen auch diverse operative Verfahren von einfachen Hämorrhoidenoperationen bis hin zu komplexen, zum Teil minimalinvasiven Eingriffen, zur Verfügung.

Wie groß sind die Erfolgsaussichten?

Bei entsprechend sorgfältiger Diagnostik können die Beschwerden vieler Patientinnen und Patienten meist deutlich verbessert werden. Entscheidend dafür ist die richtige Kombination aus konservativen und chirurgischen Maßnahmen, die sich immer individuell am Patienten orientieren müssen.

Prof. Dr. Christian Jurowich ist Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie am InnKlinikum Altötting und leitet das Darmzentrum INN-SALZACH.