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Volkskrankheit Reflux: Jeder Vierte ist betroffen

PD Dr. Sebastian Rasch, Chefarzt der Gastroenterologie am InnKlinikum Altötting, über die Diagnose und Behandlung von Refluxerkrankungen

Herr Dr. Rasch, was versteht man unter „Reflux” und welche Symptome sind damit verbunden?
Unter dem Begriff Reflux versteht man ganz allgemein das Zurückfließen oder Aufstoßen von Mageninhalt in die Speiseröhre. In geringem Ausmaß ist dies normal, kommt es jedoch zu häufig zu Reflux, kann dies Beschwerden verursachen oder zu Veränderungen an der Speiseröhre führen. Magensaft ist sauer und typische Beschwerden sind vor allem häufiges Sodbrennen und Aufstoßen. Es kann jedoch auch ein Druckgefühl oder Brennen hinter dem Brustbein auftreten und Reflux ist die häufigste Ursache für nicht vom Herz ausgehenden Brustschmerzen. Meist nehmen die Beschwerden nach dem Essen oder im Liegen zu. Die Symptome sind dabei sehr unterschiedlich ausgeprägt und reichen von symptomfrei bis hin zu starken Schmerzen. Nach dem Ausschluss anderer Ursachen durch einen HNO-Arzt, können jedoch auch ein Reizhusten oder eine chronische Heiserkeit durch Reflux verursacht werden.

Man spricht bei Reflux von einer modernen Volkskrankheit. Wie häufig tritt dieser in der Bevölkerung auf und wer ist davon besonders betroffen?
In der Tat kann man Reflux als eine Volkskrankheit bezeichnen, wobei man eigentlich eher von einer Wohlstandserkrankung sprechen müsste. Während in ärmeren Ländern nur etwa 10% der Bevölkerung unter Reflux leiden sind in Ländern wie Deutschland mit einem hohen Lebensstandard bis zu 25% der Bevölkerung betroffen. Refluxbeschwerden treten vermehrt mit zunehmendem Alter auf. 

Welche Hauptursachen hat eine Reflux-Erkrankung?
Gesicherte Risikofaktoren für eine Refluxerkrankung sind Übergewicht, Rauchen und eine angeborene genetische Anfälligkeit. Zusätzlich kann es durch eine erweiterte Lücke im Zwerchfell zu einem unzureichenden Verschluss zwischen Magen und Speiseröhre kommen. Deshalb begünstigt dieser auch als Hernie oder Zwerchfellbruch bezeichnete Defekt ebenfalls das Auftreten von Reflux.

Wie wird ein Reflux diagnostiziert?
Genau genommen wird die Krankheit „Gastroösophageale Reflux Erkrankung“ oder aus dem Englischen abgekürzt „GERD“ genannt. Reflux beschreibt deren häufigstes Symptom. GERD liegt vor, wenn durch den Rückfluss von Mageninhalt Beschwerden und/oder Läsionen in der Speiseröhre auftreten. Das heißt eine typische Symptomatik würde zur Diagnose bereits ausreichen. Da ähnliche Beschwerden jedoch auch im Rahmen anderer Erkrankungen auftreten können, versucht man vor einer invasiven Therapie die Diagnose mittels weiterer Untersuchungen zu sichern. Dazu wird in einer Magenspiegelung die Schleimhaut der Speiseröhre auf Läsionen, die in Folge häufigen Reflux auftreten können, untersucht. Der Standard für den sicheren Nachweis einer Refluxerkrankung ist eine 24-stündige Säuremessung in der Speiseröhre (pH Metrie). Hier werden (ähnlich wie bei einem Langzeit EKG) Refluxereignisse über einen längeren Zeitraum aufgezeichnet und lassen Rückschlüsse auf z.B eine tageszeitliche Häufung zu. Sprechen Refluxbeschwerden nicht auf eine medikamentöse Therapie an oder bestehen diese seit mehreren Jahren sollte eine Endoskopie erfolgen.

Wie sieht der typische Behandlungsverlauf aus?
Vor gezielter Diagnostik erfolgt bei typischen Beschwerden meist ein Therapieversuch über vier bis acht Wochen mit Medikamenten, die die Produktion von Magensäure hemmen, so genannten Protonenpumpeninhibitoren (PPI). Kommt es darunter zur Besserung der Beschwerden, schließt sich eine symptomorientierte Behandlung an. Dazu können bei unkomplizierter Erkrankung auch alternative, die Magensäure neutralisierende Präparate, zum Einsatz kommen. Der behandelnde Arzt wird den Patienten über allgemeine Verhaltensregeln informieren, wie eine Gewichtsreduktion bei Übergewicht, Nikotinabstinenz, das Vermeiden später Mahlzeiten oder eine Ernährungsumstellung. Die Rolle einer speziellen Diät ist umstritten und zahlreiche Nahrungsmittel standen bereits im Verdacht, Reflux zu verursachen. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass der Konsum von Kaffee, Tee und Getränken mit Kohlensäure Reflux begünstigen kann.

Bei der medikamentösen Behandlung kommen Protonenpumpeninhibitoren wie Pantoprazol oder Omeprazol zum Einsatz. Sind diese für eine Langzeittherapie geeignet?
Nach adäquater Behandlung akuter Beschwerden ist bei vielen Patienten eine Bedarfstherapie ausreichend. Eine tägliche Langzeittherapie mit Protonenpumpeninhibitoren ist nur bei schwerem oder kompliziertem Verlauf einer GERD angezeigt. Dann sind sie jedoch die effektivste und sehr sichere medikamentöse Therapie. Aufgrund der Häufigkeit dieser Erkrankung werden Protonenpumpeninhibitoren viel eingesetzt. Entsprechend gut untersucht sind die Nebenwirkungen und das absolute Risiko ist gering. In der Vergangenheit wurden Protonenpumpeninhibitoren immer wieder in Verbindung mit einem erhöhten Risiko für Demenz, Krebserkrankungen oder Osteoporose gebracht. Dies wurde in zahlreichen, großen Analysen jedoch mehrfach widerlegt.

In welchen Fällen ist eine interventionelle Behandlung erforderlich und was wird bei diesem Eingriff gemacht?
Bei langjährig gesichertem Reflux oder kompliziertem Verlauf mit einer schweren Entzündung oder Engstellen der Speiseröhre, stellt ein chirurgischer oder endoskopischer Eingriff eine gute Alternative zur medikamentösen Therapie dar. Weitere Gründe für eine Intervention können insbesondere eine Zwerchfelllücke, unzureichendes Ansprechen auf oder eine Unverträglichkeit der medikamentösen Therapie und eine durch die Symptome reduzierte Lebensqualität sein. Das Verfahren der ersten Wahl ist eine minimalinvasive Operation am Übergang zwischen Speiseröhre und Magen. Dabei wird der oberste Teil des Magens, der so genannte Fundus, um die Speiseröhre gezogen und so fixiert, dass er den Schließmechanismus der Speiseröhre verbessert. Die laparoskopisch (in Schlüsselloch Chirurgie) durchgeführte Operation ist für die Patienten wenig belastend und erzielt eine sehr gute Symptomkontrolle. In den letzten Jahren wurden für geeignete Patienten weitere schonende Verfahren wie die endoskopische GERDX-Endoplicatio entwickelt, die ebenfalls zu einer guten Symptomkontrolle führt.

Falls eine Leserin oder ein Leser den Verdacht hat, unter Reflux zu leiden, wohin kann sie/er sich wenden?
Die erste Anlaufstelle von Patienten mit Refluxsymptomen ist in der Regel der Hausarzt. Bei unzureichender Besserung oder anhaltenden Beschwerden bietet das MVZ Med Bayern Ost mit Dr. Jörg Filser die komplette Diagnostik einer Refluxerkrankung an und gewährleistet im Falle einer interventionellen Therapie durch die enge Zusammenarbeit mit dem InnKlinikum die nahtlose Versorgung der Patienten im ambulanten und stationären Bereich. Liegt die Diagnostik bereits vor, kann auch direkt ein Termin am InnKlinikum Altötting zur chirurgischen oder endoskopischen Therapie vereinbart werden.

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